Bei meiner zweiten Polarlichtbeobachtung am 11.04.2001 hatte ich drei Kameras dabei. Zum einen meine allseits bekannte Digiknipse (Olympus C2020Z), desweiteren hatte ich meine Uralt Minolta XG-1 wieder entstaubt und für diese ein Weitwinkel f2.8/28 gekauft. Diese bekommt man ja für relativ kleines Geld. Weiterhin hatte ich ca. 1 Woche vor diesem Event, günstig eine Canon EOS 100 mit f3.5-f4.5/35-70 Zoom erstehen können. Nun stand ich vor dem Problem, wie bediene ich alle drei Kameras gleichzeitig. OK. Die Olympus und die Canon benötigen nur einen Druck auf den Auslöser bzw. auf die Fernbedienung und dann werkeln sie so vor sich hin. Solange bis die eingestellte Belichtungzeit zu Ende ist. Aber die Minolta benötigt schon ein wenig mehr Zuwendung. Also Spannen, Drahtauslöser betätigen und verriegeln, anfangen zu zählen oder Stoppuhr starten, ab und zu Uhr oder Zählvorgang kontrollieren und dann, Mist, wo war ich gerade mit dem Zählen. Dann Drahtauslöser wieder öffnen und dann geht es wieder von vorne los. Dies ist schon ganz schön stressig, wenn man dann die anderen zwei Kameras bedienen möchte und so ganz nebenbei das PL ja auch noch visuell beobachten sollte.:-)
Also kam ich auf die Idee, warum die Bedienvorgänge nicht ein wenig Automatisieren. Von meinen TalMic, die Teleskopsteuerung, hatte ich ja noch ein paar Platinen übrig und mit ein wenig Umbaumaßnahmen, müsste man daraus doch etwas basteln können. Das Ergebnis möchte ich hiermit vorstellen.
Features der Kamerasteuerung:
Nun aber von Anfang an. Hier erst einmal ein Bild des kompletten Aufbaus:
Als Basis diente, wie schon erwähnt, mein TalMic, also die Steuerung für mein Teleskop. Auf dieser Platine wurden allerdings nur folgende Bauteile bestückt:
Der Grundgedanke bei diesem Projekt ist ja das Auslösen einer Belichtung mittels eines Drahtauslösers. Nur sollte diese Auslösung ein Microcontroller übernehmen. Aber ich habe noch keinen Microcontroller gesehen, der einen Drahtauslöser drücken kann. Also musste hier irgendein Motor, Magnet oder sonstiges her, der das Drücken erledigen kann und den man von einem Microcontroller aus steuern kann. Meine Wahl fiel hierbei auf einen Modellbauservo. Diese sind recht einfach anzusteuern und es gibt sie in verschiedenen Ausführung, was Geschwindigkeit bzw. Stellkraft anbelangt. Weiterhin haben diese Servos den Vorteil, daß sie eine geringe Stromaufnahme im Standbymodus haben. Das heißt, sie benötigen nur Strom während der Bewegung, aber wenn sie zur Ruhe kommen, sinkt der Strombedarf wieder ab, typischerweise auf ca. 6mA. Somit ist es egal, ob die Belichtung 2 Sekunden oder 2 Stunden dauert. Der Festhaltemechanismus belastet den Akku da nur sehr wenig. Somit war das Auslösen erst einmal in den Griff zu bekommen.
Nun musste nach erfolgter Belichtung ja der Film weitertransportiert werden. Erste Überlegungen, dieses ebenfalls durch einen Servo zu übernehmen, verwarf ich ganz schnell wieder. Denn ich fand heraus, daß es für meine Kamera einen Winder gibt. Also einen solchen gebraucht gekauft. Manchmal ist Ebay wirklich zu etwas zu gebrauchen. So das wars im Prinzip schon. Alles weitere sind Mechanik und Softwarearbeiten.
Im Gehäuse geht es wie immer recht eng zu. Es musste ja alles untergebracht werden. Ganz links an die Platine angelötet sieht man einen Optokoppler. Mit diesem werte ich die LED des Winders aus. Dazu aber weiter unten mehr. OK, die Fixierung des Drahtauslösers gefällt mir noch nicht so, aber bis jetzt funktioniert es einwandfrei.
In der unteren Hälfte von links nach rechts: Servo, Akku, 2-Zeilen Display und die Tasten. Obere Hälfte die Platine vom TalMic.
Noch ein paar Worte zur Bedienung. Nach dem Einschalten wird kurz eine Einschaltmeldung ausgegeben. Anschließend wird das Systemmenü angezeigt. In der ersten Zeile wird das aktuelle Datum und Uhrzeit (in UTC) dargestellt. In der zweiten Zeile die jeweiligen Belegungen der drei Tasten (Softkeys), welche sich ja direkt unter dem Display befinden.
Mit der rechten Taste wird immer in den nächsten Menüpunkt weitergeschaltet
oder von einem Untermenü zurück zum Hauptmenü. Mit der mittleren und linke Taste
können jeweils Veränderungen vorgenommen werden oder die ganze Belichtungsreihe
gestartet werden. Einstellungen zur Belichtungsreihe gibt es folgende. Als erstes
gibt man die Anzahl der Bilder pro Belichtungsreihe an. Wählt man hier die Anzahl
1, so werden alle Bilder mit der gleichen Belichtungszeit gemacht. Wählt man
aber eine Zahl größer als eins, wird das erste Bild mit der eingestellten Belichtungszeit
gemacht. Beim zweiten Bild addiert sich zur eingestellten Belichtungszeit, eine
weitere Zeit, welche man ebenfalls einstellen kann. Beim dritten Bild wird diese
weitere Zeit sogar zweimal zur Belichtungszeit hinzuaddiert. Beim vierten Bild
dem entsprechend sogar dreimal. Eine typische Belichtungsreihe würde dann wie
folgt aussehen. 1.Bild 20s, 2.Bild 25s, 3.Bild 30s, 4.Bild 35s, 5.Bild dann
wieder 20s.
Zwischen den einzelnen Bildern kann eine ebenfalls einstellbare Zeit gewartet
werden, bis eine erneute Belichtung gestartet wird. Damit gebe ich meinem Stativ
ein wenig Zeit, daß die ganzen mechanischen Schwingungen abklingen können. Ob
dies notwendig ist, wird die Zukunft zeigen. Bisher habe ich ja nur Trockenversuche
machen können. Aber vielleicht werde ich demnächst mal meine ersten Strichspuraufnahmen
machen. So eine ganze Nacht lang. Mit der Steuerung ist dies ja kein Problem.
Während der Belichtung werden folgende Ausgaben gemacht. Zum einen blinkt die LED in grün, knapp im Sekundentakt. Ist die Belichtung zu Ende leuchtet die LED dauerhaft grün. In der ersten Zeile des Displays wird als erstes die aktuelle Zahl einer evtl. Belichtungsreihe ausgegeben, (also z.B. Bild 1, 2, 3 oder 4). Dahinter nach dem Schrägstrich steht die Gesamtzahl der bisher getätigten Bilder. Am rechten Rand wird die noch verbleibende Belichtungszeit in Sekunden ausgegeben. In der zweiten Zeile wird die aktuelle Tastenbelegung angezeigt. Mit der linken Taste wird die LED-Hintergrundbeleuchtung ein-/ausgeschaltet. Mit der mittleren Taste wird das laufende Belichtungsprogramm angehalten. Die gerade laufende Belichtung wird aber noch zu Ende geführt. Mit der rechten Taste schaltet man in das nächste Menü.
Nun werkelt also die Kamera mit Hilfe der Steuerung so vor sich hin. Aber auch ein 36er Film ist irgendwann mal voll. Gerade mit der Automatisierung geht das schneller als man denkt. Damit meine Speicherung der Aufnahmedaten nicht durcheinander kommt, muss ich das Ende des Filmes irgendwie mitbekommen. Deshalb hatte ich zuerst die Idee einfach von 1-36 zu zählen und zwar bei jedem belichteten Bild. Und dann nach dem 36. Bild einfach mit der Belichtungsreihe aufzuhören, dies mit der diesmal rot blinkenden LED optisch anzuzeigen und evtl. auch mit einem Summer akkustisch auszugeben. Danach wollte ich dann, im Singlestepmodus solange die Belichtungsreihe fortführen, bis der Film wirklich voll ist. Nun gab es bei meinen Dauertestversuchen mit einem uralten Fujifilm manchmal das Problem, daß der Winder es nicht ganz schaffte, den Transportvorgang komplett durchzuführen. Es sah also so aus, als ob der Film voll wäre. Aber von Hand konnte ich diesen Transport vervollständigen. Warum mein Winder da manchmal Probleme hat, kann ich noch nicht sagen, aber ich muß dies irgendwie in meiner Steuerung berücksichtigen. Nun kommt die LED des Winders ins Spiel. Diese leuchtet solange, wie der Transport- und Spannversuch noch nicht abgeschlossen ist. Und den Zustand dieser LED führe ich über einen Optokoppler meiner Schaltung zu. Somit weiß meine Steuerung immer, ob sie ein weiteres Bild machen kann oder nicht. Und diese Art der Überwachung ist somit auch unabhängig von der Anzahl der Bilder, des jeweils verwendeten Films.
Natürlich gibt es für jeden einstellbaren Parameter ein Menüpunkt. Nachfolgend mal zwei als Beispiel. Weiterhin können alle Zähler einzeln oder die gespeicherten Werte insgesamt zurückgesetzt werden. Die Steuerung arbeitet unabhängig von einem PC. Dieser wird nur benötigt, wenn man die Aufnahmedaten übertragen möchte oder wenn man die interne Uhr der Steuerung stellen muß.
Mit diesem Menüpunkt wird die Belichtungszeit eingestellt. Dies ist bei einer Aufnahmeserie dann die Ausgangsbelichtungzeit. Diese wird dann jeweils, um die Pluszeit erhöht. Je nachdem, das wievielte Bild der Belichtungsreihe es gerade ist.
Mit diesem Menüpunkt wird die Auslenkung des Servos nach unten verändert. Dies ist die Auslenkung, welche den Drahtauslöser zusammendrückt und für die anstehende Belichtungszeit gedrückt hält. Diese wollte ich auf jeden Fall einstellbar machen, man weiß ja nie, für was dies mal gut ist. Es gibt natürlich auch einen Menüpunkt, mit dem man die LOS-Stellung verändern kann.
So das wars, die kurze Vorstellung meiner Steuerung. Bei weitergehendem Interesse einfach eine Mail an mich.
Text erstellt am 22.05.2001
Zu aller Letzt noch die Sprüche, ohne die es in unserem Rechtsstaat leider manchmal zu Missverständnissen kommt:Die von mir veröffenlichten Baupläne sind für private Nutzer frei nachbaubar. Eine kommerzielle Vermarktung von Geräten die auf diese Baupläne zurückzuführen sind, ist nicht gestattet.
Nachbau und Anwendung auf eigene Gefahr. Für die Funktion bzw. für eventuelle Schäden, die sich aufgrund von Nachbauten, der von mir veröffentlichen Baupläne ergeben, übernehme ich keinerlei Verantwortung..
Das hört sich schlimm an, ist aber halb so wild. Ich hab nur keine Lust mich für einen Schaden zu veranworten, nur weil jemand der von solchen Dingen gar keine Ahnung hat, einen Akku kurzschliesst und sich die Hütte oder sonstiges absengelt.
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